Erste Etappe: St. Petersburg

Nachdem wir freudigerweise ganz wunderbar einfach einreisen durften, in Windeseile eine All-you-can-drive-Metrokarte (Frau am Schalter:“Noooooooo Limit!“) erworben und auch unseren Schlafplatz bei einer über Kontakte (wir kannten doch da mal jemand der jemand kannte….) organisierten jungen russischen Frau gefunden hatten, wurden wir von ihr mit den Worten begrüßt: „Good news, my husband is in the Hospital, so he won’t wake you up when he goes to work at 5 in the Morning“. Was zuerst leicht makaber erschien stellte sich dann doch relativ schnell als gar nicht so unpraktisch für uns heraus, denn die drei Tage (und zwei Nächte) hier haben wir hauptsächlich genutzt, um unser ohnehin schon gut gehegtes und gepflegtes Schlafdefizit und den nach rekordverdächtig viel Zeit am Flughafen Tallinn verbrachten jetlagähnlichen Zustand in dem wir herumschweben, auszubauen. Praktischerweise wohnt jene besagte junge Frau – Julia – nämlich in einer zwar bunt beleuchteten und sehr wohnlichen, aber ansonsten an einen Hochsicherheitstrakt erinnernden bewachten Anlage, die es uns unmöglich machte, alleine und eigenständig dort ein- und auszugehen. Folge: morgens um 8 mit ihr aus dem Haus, abends erst um 22:00 h wieder heim. Da doch besser acht als fünf. Zum Glück beschäftigte die Stadt uns mit sehr weitläufiger Architektur und einem ansehnlichem Stadtbild. Mit der Hermitage war’s leider nichts, die Schlange war zu lang, aber auch die ist von außen sehr schön. Außerdem war uns das Wetter wohl sehr wohl gesonnen; zwei Tage fast ohne Regen oder erdrückende Hitze sondern angenehme 20 Grad, das scheint nicht selbstverständlich zu sein. Heute Abend fahren wir dann zum ersten Mal Zug – immernoch nicht Transibirischen, aber auch nicht mehr Alex sondern wir nehmen den Nachtzug nach Moskau.

Geburtstag

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Leider aus technischen Gründen erst heute (Samstags) online…

Moskau: Hole, sweet Hole

Hier nun die Zusammenfassung zu Moskau. Wir waren nun fünf Tage in dieser wahnsinnig großen (ca. 15 Mio Einwohner), schnellen, immer wachen und auch teilweise nicht ganz so billigen Stadt – gerade im Zentrum reiht sich ein Designerladen an den nächsten, hin und wieder findet man sich an einer Ecke wieder die einem das Gefühl vermittelt, gerade aus Versehen mitten in eine französische Kitschromanze geraten zu sein und man fühlt sich, als sei man mitten in eine gerade geplatzte Kapitalismuspartykanone geraten, in der russische Oligarchen am Wochenende ein bisschen shoppen können. Trotzdem ist im Moskau natürlich alles und jeder vertreten und leider waren die fünf Tage viel zu kurz, denn bis wir uns einigermaßen an den Rhythmus der Stadt gewöhnt und uns ein kleines bisschen Durchblick erarbeitet hatten, mussten wir schon wieder abreisen. Was sehr schade ist, ist das die Tipps, die wir im Vorfeld in Reiseführern etc. gelesen haben Moskau bei weitem nicht gerecht werden. So beschränken sich die Empfehlungen meist auf den Kreml, die Metro (die – noch einmal – wirklich hübsch ist :D) und das ein oder andere Museum. Natürlich alles ein must und auch sehr beeindruckend und schön – aber leider eine sehr einseitige Sicht. So haben wir zum Beispiel am letzten Abend „VDNKh“, einen Park entdeckt, der ehemaliges Gelände eines Pendants zur Weltausstellung war, in den 1930ern begonnen wurde und zeitweise über 100 Pavillons zu Errungenschaften der Sowietunion beherbergte. Momentan wird hier wohl kräftig renoviert und in dem ein oder anderen Pavillon sind Ausstellungen untergebracht, außerdem sind noch einige neue Museen und Ähnliches (ein Aquarium, Theaterräume usw.) auf dem Gelände. Tja, wie gesagt leider zu spät entdeckt- wir sind schätzungsweise über ca. die Hälfte oder zwei Drittel des Geländes gelaufen und waren schon 3 Stunden unterwegs- ohne Museumsbesuch, denn die hatten leider schon zu. Trotzdem war es ein Erlebnis allein die Gebäude anzuschauen – und dies alles gar nicht weit von der Stadtmitte, immernoch in einem Inneren Ring gelegen.Weniger erfreulich war unsere Unterbringung – ganz abgesehen von nur einer (kleinen!!) Bettdecke, einem wahnsinnig schmutzigen und  ranzeligen Hotel mit Duschkopf, der irgendwie dafür sorgte dass das Wasser überall hinkam, bloß nicht auf den Kopf, einem Kühlschrank in dem man eigene Lebensmittel unterbringen konnte (aber danach eben nicht mehr benutzen, denn wie durch Zauberhand verwandelte sich die am Abend noch verschlossene Milchpackung über Nacht in eine komplett leere), hatten wir besonders viel Freude an unserem – naja – for lack of a better word – Zimmer.Gemütlicherweise waren wir in „Etasch 1“ untergebracht – oder in diesem Fall zu deutsch: Keller neben der Waschküche. Ausgestattet übertriebenerweise mit einem Deckenlicht und keiner Nachttischlampe ausgestattet – was auffiel, sobald man die Tür schloss, denn es fehlte – das Fenster! Und somit sowohl Licht als auch Luft. Glücklicherweise haben wir trotz doch relativ viel (teilweise starkem) Regen nicht allzuviel Zeit dort verbracht – unser dunkles Loch hinter uns zu lassen fiel uns jedoch im Gegensatz zur Stadt nicht besonders schwer.

2. Etappe: Moskau

Nach ca. 5 mehr oder weniger erholsamen Stunden Schlaf im Zug (Erkenntnisse: Johannes ist zu lang für die Liegen, russische Mitreisende des nachts eher rabiat gegen Füße krachend als umsichtig ausweichend, dafür der Zug aber überraschend sauber und auch sonst komfortabler als gedacht) haben wir heute Morgen um kurz vor 07:00h Moskau erreicht.Da wir erst um 14:00 Uhr ins Hotel einchecken konnten (wie uns der freundliche Mann an der Rezeption in einem armeeähnlichen Befehlston nahe brachte), sind wir dann einfach erstmal direkt zum Kreml. Tja…. als wir dachten, St. Petersburg wäre weitläufig, hätten wir Moskau mit seinen riesigen Lebkuchenhäusern noch nicht gesehen. Sehr beeindruckend und als ob man durch ein Süßigkeitenzuckerland schlendern würde – mit sehr französischem Touch.Ach ja – die Moskauer Metro ist wirklich an manchen Stationen wunderschön und sehr beeindruckend- vielleicht wirklich die schönste der Welt.Da wir die russische Sprache inzwischen quasi fließend beherrschen (wir lernen jeden Tag ein neues Wort und können somit inzwischen schon ca. fünf Wörter), haben wir eigentlich keine Verständigungsprobleme :). Nein – tatsächlich sprechen bisher alle ein bisschen englisch… spannend wird’s dann wahrscheinlich in den nächsten Städten – alle Russen, mit denen wir bisher ein bisschen Smalltalk gemacht haben sind eine Mischung aus erschrocken, begeistert und neidisch dass wir tatsächlich planen, mit dieser Eisenbahn zu fahren. Scheinbar auch etwas, was man sich als Russe hin und wieder vornimmt, was man dann aber nicht macht (ist ja doch auch weit…).