Im Gegensatz zu den meisten Gästen, die wir in unserem Hostel hier trafen, stürzte unsere Welt nicht plötzlich in sich zusammen, indem wir von der Überraschung, dass das Internet in China eben irgendwie nicht dasselbe ist wie bei uns (Gespräch zwischen Rezeption [R] und Gast [G]: G: The Internet isn’t working. [R] (testet Internet): Yes, it is! [G]: But here, what about Google? [R]: Google doesn’t work in China. [G]: WHAT?!?! NO Google?! [R]: No. [G] (erfährt durch weitere Eingaben in die Adressleiste, dass offenbar noch mehr Hürden auf ihn warten): NO Google……??? …… No…. no FACEBOOK??? NO INSTAGRAM!?!?!?!?!?!?!?!?!) vollkommen überfahren wurden. Trotzdem war die Sperrung diverser Internetseiten schon anstrengend, vor allem googlemaps und googlemail.
Ein bisschen schockiert waren wir auch von der Kameradichte und der Überwachungsroutine in China. Die chinesischen Bürger werden fast überall mit Gesichtserkennung registriert (z.B. wenn man eine der zahlreichen Sicherheitskontrollen passiert, die überall auf einen warten – wenn man auf den Ti An Men Platz möchte, ins Museum, in den Bahnhof…), bei der Einreise werden alle zehn Fingerabdrücke genommen usw. Unser Highlight dahingehend war ein Papierhandtuchspender auf einer Toilette in einem Kaufhaus, der einem nur dann Papier gab, wenn man zuvor sein Gesicht drei Sekunden in die Kamera gehalten hatte. Nach diesen Erlebnissen ist die Geschichte von der Stadt, in der man bald nur noch mit Gesichtserkennung bezahlen können soll, gar kein so großer Schritt mehr.
In Peking haben wir das erlebt, was man so erleben sollte: wir waren in der verbotenen Stadt, die 2008 für die Olympischen Spiele aufwendig renoviert wurde und in die jeden Tag 80 000 000 Besucher strömen. Sie ist zwar wirklich nicht klein mit ihren ca. 1000 Gebäuden und der Sage nach 9999,5 Räumen (10000 stehen nur einem Gott zu, also kommt man näher nicht dran), trotzdem kann man mit 78000000 anderen Leuten wirklich klaustrophobische Anwandlungen bekommen.
Dann gabs natürlich auch noch einen Ausflug zur Mauer, auf der wir einen Nachmittag hin- und herstiefelten. Zum Glück, denn wegen starken Regens war zwei Tage lang kein Erklimmen der Mauer möglich (zum einen wegen der Straßen, denn man fährt von Peking ca. 70 km bis zur Mauer, zum anderen weil die Mauer an vielen Stellen wirklich steil und glatt ist und schon trocken nicht ganz ungefährlich). Hervorzuheben hier: unsere Reiseleiterin, die offenbar kurz vorm Start eine Adrenalininfusion oder ähnliches bekommen hatte, denn ihre Aufgeregtheit kannte eigentlich gar keine Grenzen. Sie schaffte es, durch das unglaublich penetrant quietschende Mikro in einem einstündigen Monolog (OHNE SPRECHPAUSEN!!!) unzählige überraschende und nützliche Fakten zu vermitteln, nämlich dass die Chinesische Mauer groß sei, überdies wichtig (Grund verschwieg sie leider), ihre Telefonnummer, der Name des Restaurants in dem es Mittagessen geben würde (Mr Yao!), dass man in Peking Pekingente essen kann, sie an dem Morgen kein Frühstück hatte, ihre Telefonnummer und dass die Mauer uns allen gehört. Uns allen. Wie man damit eine pausenlose Stunde füllen kann? Ganz einfach: die wichtigsten Infos (=alle) einfach ein paarmal wiederholen, dann klappt das schon.
Sonst erkundeten wir noch ein wenig die Stadt mit ihren Märkten, den Hútongs (Gassen der Altstadt, in einer derer auch unser Hostel lag) usw.
Und dann natürlich nicht zu vergessen unser Highlight: ein eineinhalbstündiges Anstehen – oder besser – Anlaufen vor Maos Mausoleum. Die Schlange davor verlief nämlich in kunstvollen, streng bewachten, endlosen Schlangenlinien über den Platz – meistens stand man wie gesagt nicht sondern ging bzw rannte (mit gefühlt 50000 Chinesen um die Wette, die eine unglaubliche Freude und großen Ehrgeiz beim Vordrängeln entwickelt haben). Wir schätzen die Länge auf ungefähr 3-3,5 km… gute Länge für eine Schlange – wobei die eigentliche Herausforderung darin bestand, vor dem Schlange rennen die Tasche, die man auf keinen Fall mit hineinnehmen darf, abzugeben, denn wir wurden ca. 2,5 Stunden von einer falschen Stelle zur nächsten geschickt. So kann man sehr gut den gesamten Vormittag mit einem 30-sekündigen Mao-Besuch verbringen.
Am letzten Abend gabs zum Abschluss noch ein paar frittierte Skorpione und eine Vogelspinne und damit hatten wir die letzte Etappe der Transmongolischen Eisenbahn hinter uns gebracht. Nächster Stopp (diesmal per Flieger): Hongkong!