So, nun nach leider einigen Tagen Wartezeit nun die Nachträge der vergangenen Städte :).
Unsere nächste Etappe nach Perm war Jekaterinburg – das – wie immer – überhaupt nicht so war, wie wir es uns vorgestellt hatten. Mitterweile sickert auch ganz langsam bei uns durch, dass es hier immer das Gegenteil von dem ist, was man sich so vorstellt.
Nach dem bisherigen Eindruck unserer Reise merkt man deutlich, dass Moskau die Hauptstadt und deutlich größer und geschäftiger ist als die anderen Städte. Die Sehenswürdigkeiten sind meist in relativ kurzer Zeit abgegrast (Kirche, Fluss, evtl. ein Park, meist ein Denkmal oder die zahlreichen Stadtbild verschönenden Statuen), und so ist es eigentlich auch in Jekatarinburg.
Praktischerweise hat sich die Stadt hier aber etwas sehr cleveres einfallen lassen, und so kam es, dass wir endlich auf die Rote Linie stießen – und zwar hier, im Ural, an der Grenze zwischen Europa und Asien.
Denn die rote Linie, die sich in einem (naja, sehr eckigen…) Kreis durch die Innenstadt zieht und die wir natürlich verfolgten, wie es sich für gute Touristen gehört, ist der Führer zu den Sehenswürdigkeiten wie: der Kirche, dem Park, dem flussähnlichen Kanal, zahlreichen Statuen die das Stadtbild verschönern UND! einem Tastaturdenkmal. Ja, richtig, eine überdimensionale Tastatur. Ziemlich lustige Sache eigentlich.
Was man in Jekaterinburg hervorheben muss, ist eine der Kirchen, und zwar die „Kirche auf dem Blut“. Dieser noch relativ neue Bau wurde am der Stelle errichtet, an dem das Haus stand, in das sich der Zar (der im Jahr zuvor abgedankt hatte) mit seiner Frau und seinen fünf Kindern zurückgezogen hatte und in dem die Zarenfamilie vor ganz genau 100 Jahren (vollkommen unabsichtlich sind wir genau zur… ähm…. Hundertjahr… feier? in die Stadt gekommen) von den Bolschewiken erschossen wurden.
Die Zarenfamilie ist inzwischen heilig gesprochen worden und die Kirche ist ein richtiger Pilgerort. Wir waren ja schon in einigen Kirchen und die Gläubigen scheinen zahlreicher als bei uns, aber die Blutkirche übertraf bisher alles. Wahnsinnig inbrünstige Gebete, weinende Bettler am Eingang, manisch betende Menschen. Und zwischendrin zahlreiche Bilder der Zarenfamilie als Heilige.
Und ein weiteres Highlight dürfen wir natürlich auch nicht verschweigen. Anlässlich dieses 100-jährigen Todestages (oder so haben wir es zumindest verstanden) und vielleicht auch ein bisschen wegen der WM waren in der Stadtmitte einige „Wir-sind-Jekaterinburg-im-schönen-Ural-Zelte“ aufgebaut – wo wir spontan bei einem Bastel-deine-eigene-traditionelle-russische-Strohpuppe-Workshop waren (wo unser Dasein als Tourist seinen bisherigen Aufregungshöhepunkt fand, denn die Mädels, die dort im Zelt an den Ständen arbeiteten, konnten ihr Glück kaum fassen zwei deutsche Touristen, die dazu noch mit dem Zug durch das ganze Land fuhren, erwischt zu haben und durchlöcherten uns mit Fragen… ebenso wie der Barkeeper später am Tag. Also vor allem die etwas jüngere Generation ist bisher immer wahnsinnig interessiert und freundlich und auch unglaublich erstaunt uns zu sehen :)) Was aber auch heißt: Wir sind nun beide stolze Besitzer wunderschöner, kleiner, vodooähnlicher Puppen!!